GESEHEN: And the Winners are …

de cinemaclaco de Paris 

Heute vor 120 Jahren wurden zum ersten Mal Filme in einer öffentlichen Vorführung projiziert. Am 28.12.1895 führten die Brüder Auguste und Louis Lumière auf dem von ihnen entwickelten Cinémathograpen 10 Kurzfilme u.a. LA SORTIE DES USINES LUMIÈRE einem aus 35 Besuchern bestehenden Publikum vor. Diese waren überwiegend Mitglieder der besseren Gesellschaft und hatten je 1 Franc gezahlt, um an diesem Event im Grand Café – das später als Geburtsstunde des Kinos gefeiert werden sollte – teilnehmen zu können. Vom Film L’ARRIVÉE D’UN TRAIN À LA CIOTAT hervorgerufene Panikattacken oder Hysterien im Publikum können getrost in den Bereich der Mythen verortet werden. Das Jubiläum nahm ich (bereits im Oktober diesen Jahres) zum Anlass meinen heutigen Geburtstag am Ort des Geschehens also in Paris zu zelebrieren und dabei das ehemalige Grand Café am 14, Boulevard des Capucines aufzusuchen, aber auch, um meine persönlichen Oscars, zusammengesetzt aus all den guten Filmen, die ich 2015 im Kino, auf DVD, im Fernsehen oder auf YouTube gesehen habe, am heutigen 28.12. zu listen: Die Tagesparole lautet VIVE LE CINÉMA!

Acting (Actress in a Leading Role, Drama)

THE DANISH GIRL (Tom Hopper, GB/D/USA 2015) – Alicia Vikander

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Acting (Actor in a Leading Role, Drama)

L’HOMME QUI VOULAIT VIVRE SA VIE (Eric Lartigau, Frankreich 2010) – Romain Duris

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Acting (Actress in a Leading Role, Comedy)

20 ANS D’ECART (David Moreau, Frankreich 2012) – Viginie Efira

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Acting (Actor in a Leading Role, Comedy)

LA DELICATESSE (David et Stéphane Foenkinos, Frankreich 2011) – François Damiens

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Acting (Actress in a Supporting Role, Drama)

CLOUDS OF SILS MARIA (Olivier Assayas, Frankreich/Schweiz/D/USA/Belgien 2014) – Kristen Stewart

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Acting (Actor in a Supporting Role, Drama)

ELEFANTE BLANCO (Pablo Trapero, F/RA/E 2012) – Jérémie Renier

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Acting (Actress in a Supporting Role, Comedy)

MAN UP (Ben Palmer, GB/Frankreich 2015) – Lake Bell

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Acting (Actor in a Supporting Role, Comedy)

TAMARA DREWE (Stephen Frears, GB 2010) – Luke Evans

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Art Direction

LE WEEKEND (Roger Michell, GB/Frankreich 2013) – Cécile Arlet

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Casting

LATE BLOOMERS (Julie Gavras, Frankreich/Belgien/GB 2011) – Kahleen Crawford

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Cinematography

VICTORIA (Sebastian Schipper, D 2015) – Sturla Brandth Grøvlen

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Costume Design

THE AGE OF ADALINE (Lee Toland Krieger, USA 2015) – Angus Strathie

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Directing

A MOST VIOLENT YEAR (J.C. Chandor, USA 2014) – J.C. Chandor

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Film Editing

LOIN DES HOMMES (David Oelhoffen, Frankreich 2014) – Juliette Welfling

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Make Up and Hairstyling

UNE NOUVELLE AMIE (François Ozon, Frankreich 2014) – uncredited

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Music

SICARIO (Denis Villeneuve, USA 2015) – Jóhann Jóhannsson

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Best Picture

BIRDMAN OR: (THE UNEXPECTED VIRTUE OF IGNORANCE) (Alejandro G. Iñárritu, USA 2014) – Alejandro G. Iñárritu, John Lesher & James W. Skotchdopole

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Production Design

DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER (Lars Kraume, D 2015) – Cora Pratz

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Set Decoration

CLOUDS OF SILS MARIA (Olivier Assayas, Frankreich/Schweiz/D/USA/Belgien 2014) – Gabriele Wolff

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Sound Editing

BEGIN AGAIN (John Carney, USA 2013) – Sean Garnhart

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Sound Mixing

WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER (Baran bo Odar, D 2014) – Florian Beck & Ansgar Frerich

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Visual Effects

DAWN OF THE PLANET OF THE APES (Matt Reeves, USA 2014) – Joe Letteri, Dan Lemmon, Daniel Barrett & Erik Winquist

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TV-Series

PAN AM (Nancy Hult Ganis, Jack Orman, USA 2011) – Nancy Hult Ganis & Jack Orman

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Filmseries

SPECTRE (Sam Mendes, GB 2015) – Barbara Broccoli

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Writing – Original Screenplay

ANGELE ET TONY (Alix Delaporte, Frankreich 2010) – Alix Delaporte & Alain Le Henry

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Writing – Adapted Screenplay

CAROL (Todd Haynes, USA/GB 2015) – Phyllis Nagy

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Short Film – Animated

IMMER MÜDER (Jochen Kuhn, D 2015)

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Short Film – Documentary

WEGZAUBERN (Betina Kuntzsch, D 2015)

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Silent Feature

REGENERATION (Raoul Walsh, USA 1915)

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Documentary Feature

WERDEN SIE DEUTSCHER (Britt Beyer, D 2011)

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Animated Feature Film

ALLES STEHT KOPF (Pete Docter, Ronnie del Carmen, USA 2015)

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Und nun auf in’s Kino! In Paris bereitet einem ein Kinobesuch in Anbetracht der Vielzahl an Kinos fast schon die Qual der Wahl. Oder lieber doch in die Cinémathèque française zur Martin Scorsese Ausstellung? Hmm, on verra …

PS: Wir waren dann doch nicht im Kino sondern in der exzellenten Scorsese-Ausstellung, die ich hiermit wämstens empfehlen möchte. Im Pariser Filmmuseum – also der Cinémathèque française – läuft bis zum 14.2. (Valentinstag)  eine liebevoll kuratierte Scorsese-Retrospektive bestehend auf Filmausschnitten aber auch Exponaten wie Kostümen, Filmdekor, Briefen (etwa von JL Godard oder Steven Spielberg), der Goldenen Palme für TAXI DRVER sowie alltäglichen Gegenständen, die aus Martin Scorseses persönlichen Besitz in die Martin Scorsese Collection überführt worden sind.

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Besonders berührt haben mich der Tagestaschenkalender aus dem Jahr 1996, in dem Scorsese feinsäuberlich die von ihm gesichteten Filme samt Materialinformationen gelistet hat als auch die schwerzweißen Familienfotos und seine Notizen vom Dreh zu DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI.

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Anders als in der Mehrzahl der Pariser Museen ist diese Ausstellung Englisch, Französisch und Italienisch betextet.

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Im Herzen der Ausstellung kann man mit dem 9-Minüter KEY TO RESERVA Scorseses Reminiszenz an den Master of Suspence und darin viele Anleihen an folgende Filme von Alfred Hitchcock sehen: VERTIGO, DER UNSICHTBARE DRITTE, DAS FENSTER ZUM HOF, DIE VÖGEL und DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE werden von Scorsese geschickt in Kamerabewegungen, Plot, Musik und Kostümen zitiert.

Einmal in der 51, rue de Bercy kann man sich dann auch noch im Museum untergebrachten – nach François Truffauts Film SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN benannten – Bistro Les 400 coups stärken oder aber seine DVD-Sammlung im besten Museumshop der Welt aufstocken. Und  auch der Extra-Museumsshop zur Ausstellung mit seinem umfangreichen Plakat-und Filmangebot ist definitiv einen Besuch wert.

Aber wer in cineastischer Mission unterwegs ist, für den ist Paris ja immer eine Reise wert.

© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb oder Photographen, für den Nachtrag von cinemaclaco

 


GEHÖRT: OHRWURM DER WOCHE # 12 1/2

von cinemaclaco

Ach, Caterina Valente, ich liebe sie! Charmant, schön, lässig, polyglott – oder gibt es da noch ein passenderes Wort, wenn jemand 12 (!) Sprachen spricht und singt? In diesem Sinne und auch nur in dem Wortbestand, den ich mir im Laufe der Zeit sehr mühsam aufgebaut habe: Joyeux Noël! Merry x-mas! Prettig kestfest! Buon natale! FROHES FEST & Fröhliche Weihnachten! 


© beim jeweiligen Rechteinhaber

 

 

KULTURTIPP: Kinoorgel live am 29.12. im Grassi

Leutnant Alexis ist ein unverbesserlicher Schürzenjäger. Daher muss er zum Strafdienst nach Burg Tossenstein. Auf dem Weg dorthin, im dunklen Wald, fällt er der smarten Räubertochter Rischka (Pola Negri) in die Hände und verliebt sich gleich in sie. Doch, ach! Alexis soll die Tochter des Kommandanten heiraten… Ein kommerzieller Flop und ein Meilenstein! Ernst Lubitsch gelang eine der ersten Militärsatiren überhaupt. Zugleich war es sein erster kommerzieller Misserfolg. Einer der Gründe war sicherlich, dass der Film kurz nach Ende des ersten Weltkrieges in die Lichtspielhäuser kam und das Publikum noch nicht bereit war, eine Militärparodie zu akzeptieren. Lubitsch selber schätzte seinen Film sehr. Seiner Meinung nach enthielt das Filmjuwel mehr Ideen und satirischen Witz als die meisten anderen seiner Werke.

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Kinoorgel live 29.12. 18:00 DIE BERGKATZE (Ernst Lubitsch, Weimarer Republik 1921) 81 min, mit deutschen Zwischentiteln, an der Welteorgel: Maria Wolfsberger, mit zwei Einführungen.


© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb

 

GESEHEN: Serien Top 10 2015

von cinemaclaco

  1. ELEMENTARY 1 & 2 (Robert Doherty, USA 2012-2015)
  2. PAN AM (Nancy Hult Ganis/ Jack Orman, USA 2011-2012)
  3. MASTERS OF SEX 1 & 2 (Michelle Ashford, USA 2013ff)
  4. HOMELAND 3 – 4  (Alex Gansa/Howord Gordon, USA 2011ff)
  5. FORBRYDELSEN (SØren Sveistrup, DK 2007-2012)
  6. THE KILLING 1 (Veena Sud, USA 2011-14)
  7. OLIVE KITTERIDGE (Lisa Cholodenko, USA 2014)
  8. THE FALL 1 (Alan Cubitt, GB 2013ff)
  9. TRUE DETECTIVE 1 (Nic Pizzolatto, USA 2014f)
  10. THE GREAT TRAIN ROBBERY 1963 (Chris Chibnall, GB 2013)

© beim jeweiligen Rechteinhaber


 

 

GEHÖRT: OHRWURM DER WOCHE # 12

von cinemaclaco

… ist der Soundtrack der Komödie Man Up – Es ist kompliziert…! – V.a. der Song What Time Do You Call This? von Elbow hat es meinen Gehörgängen besonders angetan.

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Hier kann man den Song finden. Vermutlich trägt die Art wie Guy Garvey in dem Lied die Wörter <up> und <love> prononciert nicht unerheblich zum Suchtpotential neben dem eingängigen und leicht pathetischen Zusammenspiel von Melodik, Rhythmik, Harmonik und Form des Liedes bei.

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MAN UP – ES IST KOMPLIZIERT …! liefert so manche Idee für eine Neujahrs-Gute-Vorsätze-Liste wie z.B. „Be more deviant.“ Diese Beziehungskomödie ist von der Norm bzw. vom herkömmlichen Romcom-Strickmuster abweichend, selten schenkelklopfend peinlich, manchmal berührend und immer unterhaltsam. Und ganz nebenbei bekommt man noch gut getimtes Schauspiel, viel Londonpanorama und verrücktklingende Theorien in dieser unromantisch-romantischen Komödie serviert. Nachtisch bitte – also, bei allem Prequel, Sequel und 1, 2, 3-bis-Endloswahnsinn der Filmindustrie – in dem Fall wäre eine Fortsetzung wünschenswert.


Copyright: beim jeweiligen Rechteinhaber.

 

 

 

GESEHEN: BEST OF CINEMA! ITALIA!

di cinemaclaco

Bereits um 18. Mal tourte die Filmreihe cinema! italia! durch das Land. Wie immer war Leipzig eine der letzten Stationen. Eine Wiederholung des Programms wird noch in Freiburg gegeben, bevor dann am 16.12. in Berlin der Vorhang fällt und somit auch die letzte Chance italienisches Kino in hiesigen Gefilden zu sehen, verstrichen sein wird. Die Programmierung von Arthousekinos wird dann wieder von US-amerikanischen, französischen, britischen und deutschen Filmen dominiert sein. Und leider dreht Nanni Moretti ja nicht wie Woody Allen am Fließband, aber vielleicht ist das auch gut so.

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TORNERANNO I PRATI – DIE WIESEN WERDEN BLÜHEN

Siamo sul fronte italo-austriaco durante la prima guerra mondiale, in un piccolo avamposto in cima ad una montagna. È una notte di nuvole nere e di luna splendente, di montagne cupe e di luminosa neve. Gli uomini nel gelo e nel silenzio di una natura invernale addormentata sono sottoterra, nella trincea, dove si aspetta il nemico invisibile, fra pagliericci, stufette, piatti di latta, biancheria lavata stesa sulla corda, fotografie di mogli e figli. Con i muli arrivano il rancio e la posta. Poi, d’un tratto, razzi nemici illuminano la notte, subito dopo arriva l’inferno delle cannonate. La paura stravolge le facce di questi uomini semplici, dai diversi dialetti, strappati alla loro vita, alle povere case a cui temono di non tornare più. Prima di lanciarsi fuori dalla trincea, un soldato si fa benedire dal cappellano. Un altro preferisce spararsi. Poi le cannonate colpiscono una parte dell’avamposto. Fra feriti che non vogliono esser curati, morti sepolti nella neve, accanto ad altre croci, i pochi sopravvissuti si chiedono dov’è nascosto Dio. “Ma vuoi che se non ha ascoltato il figlio ascolti noi poveri cani?”.

“Il film è dedicato a mio padre, bersagliere durante la prima guerra mondiale. Aveva diciannove anni quando venne chiamato alle armi. A quell’età l’esaltazione dell’eroicità infiamma menti e cuori soprattutto dei più giovani e si trovò dentro la carneficina del Carso e del Piave, che segnò la sua giovinezza e il resto della sua vita. Ero bambino quando lui raccontava a me e a mio fratello più grande del dolore della guerra, di quegli istanti terribili in attesa dell’ordine di andare all’assalto e sai che la morte è lì, che ti attende sul bordo della trincea. Ricordava i suoi compagni e più d’una volta l’ho visto piangere.”

Ermanno Olmi

locandina

CHE STRANO CHIAMARSI FEDERICO – FEDERICO

Un ricordo-ritratto di Federico Fellini, raccontato da Ettore Scola in occasione del ventennale della morte del grande artista: un film fatto di ricordi, frammenti, momenti e impressioni sparse, ricostruiti e girati a Cinecittà, e alternati a materiali di repertorio d’epoca. Basato sui ricordi personali di Scola, il film si concentra in particolare sui primi anni della carriera di Fellini: il suo arrivo a Roma, gli inizi come vignettista nella redazione del Marc’Aurelio (dove conobbe tra gli altri proprio Scola), fino al suo approdo nel cinema come sceneggiatore. Dal suo debutto nel 1930 come giovane disegnatore al suo quinto Oscar nel 1993, Fellini viene ricordato da Scola come un grande Pinocchio, che per fortuna non è mai diventato “un bambino perbene”.

“Racconto in questo film il mio Federico Fellini, come sfogliando un album di ricordi. Preparandolo, dopo quasi dieci anni che non lavoravo più a un film, ho proceduto a una lunga, spesso non facile scelta, ho visionato tanto materiale, passato in rassegna tanti ricordi, per scegliere quelli che potessero rappresentare meglio Fellini, così come l’ho conosciuto. E’ un film, Che strano chiamarsi Federico, volutamente privo di una struttura lineare, un po’ cubista, senza un ordine cronologico o narrativo, ma in un certo senso con un ordine emozionale. E spero che questa emozione venga fuori vedendolo.”

Ettore Scola


 

© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb,
 der italienischen Texte beim jeweiligen Autoren

GESEHEN: Pleiten, Pech und Pannen

von cinemaclaco

Das war eine seltsame Kinowoche! In Leipzig laufen gerade extrem viele Filme, weswegen ich in der letzten Woche nahezu jeden Tag mindestens einmal im Kino saß und mittlerweile auch die Abfolge der Werberolle der Passagekinos  auswendig aufsagen kann. Auch morgen werden wieder 34 Filme in 108 Vorführungen zur Auswahl stehen. Doch trotz der verhältnismäßig großen Filmauswahl konnte ich dieser Tage das gleiche Phänomen leerer Säle – genau so, wie kürzlich von einem Kritiker im Branchenblatt Variety beschrieben – hautnah erleben.  Damals dachte ich noch: „Hier könnte uns weder das Wetter, noch Fußball und schon gar nicht Donald Trump davon abhalten Filme in’s Kino zu gehen.“ Offensichtlich zieht der Weihnachtsmarkt die Leute dann doch aus den Lichtspielhäusern. Letzten Freitag kämpfte ich mich spätabends durch die allgemeine Glühweinseligkeit der zwischen Markt und Augustusplatz  hin- und hertorkelnden Passanten. Ich war spät dran und auf dem Weg ins Regina, kam dann dort auch mitten in der Werbephase an, um ganz allein im Saal zu sitzen. Unheimlich! Lustigerweise sah ich so, genau wie Peter Bart, IM RAUSCH DER STERNE in einer Privatvorführung.

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Auch die Veranstaltungen von  cinema! italia! fallen gerade, zumindest was die Zuschauerzahlen anbelangt, so ziemlich ins Wasser: Wenige, meist unter 10 Besucher, die sich aus der Italienischen Community kennen und quer durch den Wintergarten unterhalten, kommen allabendlich zusammen, um sich aus Italien Importiertes anzusehen und dann in geselliger, vertrauter Runde die Filme auch mal etwas lauter zu kommentieren. „Telefono!“

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In der Cinémathèque in der naTo ist man ja sowieso überrascht, fast schon erschrocken, wenn zu den Vorführungen von Mythos Freiheit: Seele mehr als 5 Leute im Saal sitzen. Fazit dieser Kinowoche: Also entweder leergefegte Säle oder aber technischer Schnickschnacksalat. Im Regina hatten sie mich vergessen, starteten aber den Film netterweise auf Anfrage; im Passage (wir waren letzten Donnertag immerhin zu dritt) ging mitten in der Traumsequenz von ALLES STEHT KOPF das Licht an und heute morgen streikte dann im Cinestar auch noch die DCP bei der Pressevorführung von POINT BREAK. So  führte man uns minutenlang ein moderneres Testbild vor. Pleiten, Pech und Pannen eben.

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Aber Ende dieser Woche wird dann aber alles gut. Leipzig wird in wenigen Tagen um einen Kinosaal reicher sein: „Am Samstag, dem 12. Dezember 2015 eröffnen wir in den Passage Kinos Leipzig den 5. Kinosaal! Entworfen und geplant vom Architekten Klaus Keller aus Stuttgart, der 1997 auch bereits die Passage Kinos konzipiert hat, haben in mehr als zweimonatiger, nicht unkompliziert verlaufender Bauzeit, zahlreiche Leipziger Firmen einen Saal mit insgesamt 50 Plätzen, davon ein Behindertenplatz, errichtet.

PASSAGE KINOS

Wie Sie wissen, sind unsere bisherigen vier Kinosäle nicht einfach nur „ durchnummeriert“, sondern tragen die Namen ehemaliger Lichtspieltheater Leipzigs. Diesem Konzept sind wir treu geblieben und haben für unseren kleinen, aber feinen neuen Saal den Namen eines der traditionsreichsten und renommiertesten Kinos in unserer Stadt ausgesucht – das CASINO – und verstehen dies zugleich als Reminiszenz und Verpflichtung, unser Programm auch weiterhin im Sinne dieses klassischen Filmkunsttheaters zu gestalten. Hier ein kurzer Abriss zur Geschichte des CASINO (1913-1993):

Leipzig, Petersstraße, Kino "Capitol"

Zentralbild Vgt-Sz 30.000 Besucher sahen „Schaut auf diese Stadt“ Über 30.000 Besucher sahen bisher in Leipzig den neuen Defa-Dokumentarfilm „Schaut auf diese Stadt“, der an authentischem Material die Geschichte Berlins in den letzten 15 Jahren verfolgt. Wegen der großen Nachfrage wurde die Spielzeit im Tageskino „Casino“ verlängert.

Eigentlich gab es das Casino als “Casino-Cinephon” schon seit 1908. In diesem Jahr wurde von Georg Schächer im Messehaus Zeisighaus (Neumarkt 18) ein Ladenkino eröffnet. Der gute Besuch dieses “Etablissements” machte es schon nach kurzer Zeit nötig, eine Vergrößerung der Besucherkapazität ins Auge zu fassen. Im Zeisig-Haus war eine solche Option aus baulichen Gründen unmöglich, so dass die Chance, ein  größeres Kino im geplanten Bau des neuen Messehauses “Dresdener Hof” zu errichten, gerade recht kam. Der Umzug fand im Februar 1913 statt. Bis 21. des Monats spielte man im alten Casino – am 22. Februar 1913 eröffnete das “neue” Lichtspieltheater mit 547 Plätzen seinen Spielbetrieb. Im Februar 1918 verkaufte Schächer seine Kinos an die Rheinische Lichtbild AG im Bioscop-Konzern. Nach Fusion der Bioscop mit der Decla Filmgesellschaft zur Decla-Bioscop und erneuter Vereinigung mit der Universum Film AG (UFA), wurde das Casino Teil des Theaterparks der UFA. Der größte deutsche Filmkonzern betrieb das Kino dann – ab Mitte der 1930er Jahre als “Tageskino” – bis Kriegsende. Nach der Beschlagnahme der UFA-Theater gehörte das Kino bis Ende der 1950er Jahre zu den Sovexportfilmtheatern und danach zur Bezirksfilmdirektion Leipzig. Um 1960 entstand im „Casino“ eines der ersten Filmkunsttheater in der DDR, in dem auch die Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche zu Gast war. DDR-weit bekannt und beliebt wurde diese Kinoart bis zur Wende und noch kurz darüber hinaus beibehalten. Nachdem von Seiten der Grundstücksbesitzer eine utopische Mieterhöhung gefordert wurde, musste das bis zum Schluss gut gehende und beliebte Kino aufgeben und am 29. März 1993 schließen.

Mal sehen was die nächste Kinowoche bringt – sicherlich endlos lange Schlagen an den Kassen und neben leeren Sälen knackevolle STAR WARS Vorführungen.


© der Film- und Personenbilder beim jeweiligen Studio/Vertrieb, Texte: cinemaclaco, PR-Abteilung der Passagekinos und Ralph Nünthel