von cinemaclaco
Wrocław ist eine Reise wert, und das nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die schöne, auch als Breslau bekannte, polnische Stadt, dieses Jahr zur Europäischen Kulturhauptstadt gekürt wurde. Von Berlin kann man für 14€ mit einem Bus der Deutschen Bahn über die wahrscheinlich holprigste Autobahn der Welt binnen weniger Stunden dorthin gelangen.
Drei Tage genügen, um Bootstouren durch eine der brückenreichsten Städte Europas zu unternehmen und schöne und v.a. gut ausgeschilderte Museen wie das Muzeum Narodwe oder den Pawilon Czterech Kopuł aufzusuchen. Im benachbarten, von den Einheimischen liebevoll „Hutschachtel“ genannten Ausstellungsort Hala Stulecia, läuft heute eine besondere Fotoausstellung aus.
Es wurden exklusiv, bisher der breiten Öffentlichkeit nicht zugängliche Fotos, die der Fotograf Milton H. Greene von Marlene Dietrich und Marilyn Monroe aufgenommen hat, gezeigt. Da die Kuratorin die Rechte an den Bildern erworben hat, sind für die nähere Zukunft weitere Ausstellungen aus diesem Fundus in der Hala Stulecia geplant.
Freunde der 7. Kunst sollten unbedingt das Kino Nowe Horyzonty in der Kazimierza Wielkiego 19a-21 ausfindig machen. Dort laufen, wie im Nachbarland üblich, Independentfilme und Blockbuster in OmU-Versionen. Nowe Horyzonty beherbergt zudem einen Filmplakatestand, eine kleine aber feine Buchhandlung, ein Restaurant, ein Café als auch einen Gesellschaftsspieleverleihstand. Der Ort, der auch für ein jährlich stattfindendes Filmfestival genutzt wird, eröffnet folglich nicht nur neue Horizonte sondern lädt v.a. zum Pausieren, Debattieren und Reflektieren ein.
Kulturkonsumenten möchte ich zudem eine Stippvisite bei empik (Rynek 50) einem Äquivalent zu Dussmann oder Virgin Megastore ans Herz legen. CDs, DVDs und englischsprachige Buücher erhält man dort wesentlich günstiger als beispielsweise im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann.
Meine Restaurantempfehlungen für Wrocław ist das jiddische Restaurant Sarah, welches sich neben der Synagoge Zum Weißen Storch in der Pawła Włodkowica 5 befindet und das in der Świętego Antoniego 2/4 mithin in der unmittelbaren Nähe des Kinos Nowe Horyzonty gelegene Bistro Charlotte. Im Charlotte kann man dann auch auf Französisch authentische hexagonale Küche oder das beste französische Frühstück jenseits der Seine bestellen.
Im Weißen Storch sollte man sich unbedingt noch die berührende Photoausstellung Scots Jews: Identity, Belonging and the Future von Judah Passow ansehen, ehe diese nach London weiterzieht.
Zur sprachlichen Verständigung: Meiner Erfahrung nach sind die Polen sehr, sehr angetan, freundlich und hilfsbereit, wenn man sich bemüht in einem charmanten Polnisch zu radebrechen. In diesem Sinne:szczęśliwej podróży!
Die nächste Filmreise führt dann in das Pariser Quartier Latin.
Fotos: cinemaclaco