via LVZ
Der Haushaltsausschuss des Bundestags hat rund 10,5 Millionen Euro für den Bau eines Filmkunsthauses in der Feinkost bewilligt. Auf Landesebene will der Freistaat noch einmal die gleiche Summe beisteuern. Damit entsteht eine völlig neue Kultureinrichtung, die es so im Osten Deutschlands noch nicht gibt. Sowohl im Bund als auch im Land stehen die endgültigen Zusagen in Form des Haushaltsbeschlusses noch aus.
Wenn alles klappt, wird im Südflügel der Feinkost bis 2020 eine mittelgroße Spielstätte gebaut. Nach den bisherigen Plänen des Architekturbüros W&V werden die Katakomben zu zwei Hauptspielsälen verwandelt. Gesamtkapazität: 240 Plätze. Die dritte Katakombe ist für die Technik vorgesehen. Ein dritter Kinosaal mit 30 bis 50 Plätzen ist im Erdgeschoss geplant. Im Eingangsbereich soll es eine gastronomische Versorgung geben sowie Platz für Ausstellungen und Filmgespräche. Das erste Obergeschoss bekommt ein Restaurant – und vielleicht auch eine Terrasse. In der zweiten und dritten Etage könnten Start-Ups aus der filmnahen Branche sowie Vereine unterkommen. Ein Fahrstuhl verbindet alle Geschosse bis runter in die Katakomben. „Wir arbeiten seit 2013 an dem Projekt“, erklärt Angela Seidel, Geschäftsführerin der Cinémathèque. Der Verein organisiert sein Kinoprogramm derzeit in der naTo. „Es ist überwältigend und kaum zu fassen“, freut sich Seidel über das positive Votum aus Berlin. Etwas vorsichtig ist die Chefin aber noch, solange der Bundestag den Haushalt nicht endgültig beschlossen hat.

Und was erwartet die Besucher des neuen Filmkunsthauses in der Karl-Liebknecht-Straße? Was ist der Unterschied zu anderen Kinos in der Stadt? „Wir verfolgen einen ähnlichen Ansatz wie Museen oder Bibliotheken“, erklärt Seidel. Es gehe um ein ganzheitliches Konzept. Natürlich werden in erster Linie Filme gezeigt. Doch darüber hinaus soll es Platz geben für Ausstellungen, Lesungen, Filmgespräche, Veranstaltungen mit Musik, die Verknüpfung mit Theater und Kunst, Kooperationen und Projekte mit Schulen und Universitäten. „Wir wollen dieses prägendste kulturelle Medium des 20. Jahrhunderts zeigen und abbilden.“ Mit „Filmbildung“ umschreibt Seidel das Prinzip. Wie wirken bestimmte Filmsequenzen und Schnitte auf den Betrachter? Wie werden Bilder wahrgenommen? Wie nimmt Film Einfluss und inwieweit soll er das? „Darüber wollen wir ins Gespräch kommen – ohne zu werten“, sagt Seidel. Das Konzept sei besonders. „Im Osten Deutschlands gibt es so ein Haus noch nicht.“ Wie genau das Betreibermodell aussehen wird, ist bislang unklar. Dass die Cinémathèque dabei eine zentrale Rolle spielen wird, steht aber wohl fest. ….
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